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Sturmfluten

     Nordstrand und die Küstenländereien wurde von vielen Sturmfluten heimgesucht.

     Die immer kritischer werdende Lage des Nordfriesen Küsstenraumes wird etwa vom 13. Jahrhundert an dokumentiert durch die häufiger werdenden Berichte über Sturmfluten, die erhebliche Opfer an Menschen und Vieh sowie Landverluste fordern.

     Im Jahre 1216 war die größte Flut seit der Zeitrechnung. An der Dithmarscher und Friesischen Küste sowie auf den "Strand" erkranken 10.000-30.000 Menschen. Eine Sturmflut des Jahres 1230 überschwemmte ganz Nordfriesland.

     Am 4. September 1300 brach das Wasser in das Gebiet des Strandes ein, fordere wieder zahlreiche Menschenleben und zerstörte etliche Kirchspiele.

     Die größte Flut des 14.Jahrhunderts ereignete sich im Januar 1362. Sie stieg vier Ellen über die höchsten Deiche und riß auf Nordstrand 21 Wehlen ein. Allein in der Edomsharde wurden sieben Kirchspiele verwüstet, und die Zahl der Toten betrug etwa 7600.

     Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wurde in dieser Sturmflut der bedeutendste Hafenort der Edomsharde, ja des ganzen Strandes, Rungholt, zerstört. Die reiche Insel Nordstrand war damals durch Agrarprodukte und Salz ein wichtiger Handelspartner der Hansestädte, was mehrere Urkunden belegen. Und Rungholt war der Sielhafen und Flecken am Heverstrom, der diesen Handel abwickelte.

     Von den Sturmfluten des nachfolgende Jahrhunderts war die Allerheiligenflut vom 1. November 1436 am verhängnisvollsten.

     Aus einer Vielzahl nachfolgender Sturmfluten tritt dann eine im Jahre 1532 hinsichtlich ihrer Auswirkungen wieder besonders hervor. In einem Bericht darüber heißt es:" Am Montag nach Allerheiligen war ein solcher Auflauf des Wassers, das im Nordstrand beinahe 1400 Menschen ertrunken sind, und brachen in derselben Flut 16 Wehlen ein."

     Zeiten der Ruhe wechselten mit Zeiten häufiger Sturmfluten. Erstaunlich und bewundernswert, dass die Bewohner Nordstrands nicht nur die Kraft fanden, zerstörte Deiche zu reparieren, sondern auch noch Landgewinnung betreiben.

     Wiederum war es dann der Tag Allerheiligen, der 1. November 1570, an dem eine große Sturmflut über Nordfriesland hereinbrach. Einige tausend Menschen ertranken an der Nordseeküste, und auf Nordstrand blieben nach 10 Deichbrüchen nur die Köge von Gaikebüll, Evensbüll, Odenbüll und Hersbüll von der Überflutung verschont.

     Weitere Sturmfluten folgten 1573,15 74,15 80,1590 und 1593 sowie in den ersten Jahrzehnten des anbrechenden neuen Jahrhunderts.

     Im Oktober des Jahres 1634 brach eine furchtbare Katastrophe herein, die fast die ganze große Insel in den Fluten begrub.

     Der elende Zustand der Deiche und des Deichwesens überhaupt war es war hauptsächlich, der die Größe des Unglücks verschuldete. Die Deiche waren so niedrig, dass ihr Kamm höchstens 10-12 Fuß über gewöhnliche Flut reichte,viele waren noch nicht einmal so hoch.

     Der Morgen des 11. Oktober 1634 brach an. Es war der letzte, welchen das alte Nordstrand erlebte. Am 10. Oktober schon waren finstere Wolkenmassen am Himmel herauf gestiegen, aber der Wind ruhte noch. Es war die Stille vor dem Sturm. Im fernen Westen blitzte es, und als die finstere Nacht heranschlich, da flüchtete ahnungsvoll der Schiffer an Ufer. Die Nacht verging. Blutrot stieg die Sonne am Himmel empor,um sich bald darauf hinter dichten Wolken zu verbergen. Es war ein Sonntag. Noch einmal scharte sie dem Untergang geweihten sich betend in den Gotteshäusern, stimmten noch einmal dem Herrn ein Loblied an. Während sie in der Kirche waren, brach das Unwetter los. Es donnerte und blitzte. Der Regen floss in Strömen. Im strömenden Regen eilten sie nach Hause an den heimatlichen Herd und saßen mit ihren Familien um den gefüllten Tisch, nicht ahnend, dass es für die meisten von ihnen das letzte Mal sein werde. Da brach der furchtbare Südweststurm los, der sich abends auf halber Springflut nach Nord Westen wandte und zum Orkan wurde. Donnert schlugen die Wellen gegen die Deiche. Immer höher steht das Wasser und stürzte endlich durch und über die Deiche. Nach einer Stunde hatte Nordstrand aufgehört zu sein. Da waren 6408 Personen und über 50.000 Stück Vieh in den Fluten begraben. 30 Mühlen ,6 Glockentürme und mehr als 1300 Häuser waren zertrümmert. Das Glück von mehr als 9000 Menschen war vernichtet. Nur die festeren Kirchtürme und Kirchen, obgleich auch beschädigt aus diesen riesigen Trümmerfelde hervor.

     Ein 44 Stellen war der Deich durchbrochen. Die größten Deichbrücke waren bei Lith nahe der Schanze zu Stintebüll.Nur 2633 Menschen hatten diese Schreckensnacht überlebt.

     In den folgenden Jahrhunderten folgten kleinere und größere Sturmfluten. Man lernte Deiche zu bauen und höhere als die damaligen zu bauen.

 

 

 

 

 

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